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Zahnfleischrückgang

Zahnfleischschwund: Ursachen, Symptome, Therapien

Im Folgenden schildern wir ihnen die Ursachen für Zahnfleischrückgang und wie wir diesen mit modernen Methoden behandeln können

Der Rückgang des Zahnfleisches, die sogenannte Rezession, bedeutet einen Verlust von Zahnfleisch über den Kronenanteil des Zahns hinaus. Es kommt zu freiliegenden Zahnwurzelanteilen. Unter anderem kann der Zahnfleischrückgang neben entzündlichen Prozessen durch falsche Putztechniken wie auch funktionelle Überbelastungen (Pressen, Knirschen) verursacht werden. Der Zahnfleischrückgang kann sowohl schmerzhafte wie auch ästhetische Beeinträchtigungen darstellen. Bleibt die Rezession unbehandelt kann dies im schlimmsten Fall zum Verlust der betroffenen Zähne führen.

Zahnfleischrückgang (Gingivarezession) in 60 Sekunden – kurz zusammengefasst

Der Rückgang des Zahnfleisches ist eine Erkrankung des Zahnhalteapparates und betrifft somit neben dem Zahnfleisch unter anderem den die Zähne umgebenden Knochen. Dabei spielen vor allem falsche Putztechniken und Fehlbelastungen der Zähne eine entscheidende Rolle. Zudem können Lippen- und Wangenbändchen einen Einfluss haben. Auch eine überdimensionierte Krafteinwirkung und Zahnbewegung während einer kieferorthopädischen Behandlung kann zu einer Rezession führen. Des weiteren müssen entzündliche Prozesse im Bereich des Zahnfleisches beachtet werden.

Expertentipp:

Eine ideal auf den Patienten zugeschnitte, frühzeitige Therapie von Entzündungen am Zahnfleisch (Gingivitis) ist entscheidend um bleibende Folgeschäden zu vermeiden.

Dr. med. dent. Luca Werner, Zahnarzt

Bei einer Mundhygieneinstruktion im Zuge einer professionellen Zahnreinigung und einer Funktionsdiagnostik durch unsere spezialisierten Ärzte können Frühanzeichen einer Rezession erkannt und vorbeugend behandelt werden.

Expertentipp:

Als Spezialist für Funktionsdiagnostik kann ich mit modernen Geräten Fehlbelastungen und Störungen im Bereich des Kiefergelenks schnell und gezielt erkennen und mit ihnen die ideale Therapie erarbeiten!

Ist bereits ein behandlungsbedürftiger Rückgang des Zahnfleisches entstanden können wir diesen dank modernster, minimalinvasiver Methoden in den allermeisten Fällen zielgerichtet und vorhersagbar therapieren.

Was ist ein Zahnfleischrückgang?

Zahnfleischrückgang (Rezession) ist ein Verlust von Zahnfleisch über den Kronenanteil des Zahns hinaus. Dies führt dazu, dass der Wurzelanteil des betroffenen Zahns sichtbar wird. In der Folge kann es sowohl zu schmerzhaften wie auch funktionellen und ästhetischen Beeinträchtigungen kommen. Hierbei spielt auch die im Volksmund als Parodontose bezeichnete Entzündung des Zahnfleisches und des umgebenen Knochens (Parodontitis) eine entscheidende Rolle. Aber auch die Putztechnik und ein ausgewogenes Zusammenspiel von Zähnen und Kiefergelenk haben einen bedeutenden Einfluss. Weitere Faktoren können störende Lippen- und Wangenbändchen sowie unsachgemäße kieferorthopädische Behandlungen sein.

Liegt die Oberfläche der Zahnwurzel frei kann diese im Vergleich zur zahnschmelzbedeckten Krone schneller durch z.B. säurehaltige Nahrung abgebaut werden. Zudem können Temperaturveränderungen schmerzhaft wahrgenommen werden. Ein ästhetischer Einfluss besteht zumeist in der gelblicheren Farbe der Wurzeloberfläche.

Ursachen von Zahnfleischrückgang

Die Entstehung von Zahnfleischrückgang (Rezession) ist durch mehrere Ursachen gekennzeichnet: Entzündliche Faktoren (Parodontitis), falsche Putztechniken, Fehlbelastungen, Lippen- oder Wangenbändchen, unsachgemäße Kieferorthopädie.

Parodontitis

Beginnende Entzündungen am Zahnfleisch (Gingivitis) können bei frühzeitiger Therapie ohne Folgeschäden abheilen.

Expertentipp:

Einmal jährlich ein aktueller Zahnfleischstatus zur Detektion möglicher Entzündungen und Zahnfleischtaschen (Parodontalstatus) ist essentiell um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig therapieren zu können.

Wird eine Behandlung zu spät begonnen bzw. wird eine Erkrankung zu spät erkannt weil keine regelmäßigen Kontrollen beim Zahnarzt stattgefunden haben kann eine Parodontitis entstehen.

Hierbei ist neben dem Zahnfleisch unter anderem auch der den Zahn umgebene Knochen betroffen. Kommt es daraufhin zu einem Abbau des Knochens auf Grund der entzündlichen Veränderung wird sich auch das Zahnfleisch weiter zurückziehen und eine Rezession entsteht.

Expertentipp:

Vor jeder chirurgischen Therapie eines Zahnfleischrückgangs, der sogenannten Rezessionsdeckung, müssen entzündungsfreie Verhältnisse vorliegen. Dies macht eine Vorbehandlung vorhandener Zahnfleischtaschen unumgänglich.

Putztechnik

Wird vom Patienten fälschlicherweise eine Putztechnik in Querrichtung angewendet (Schrubben) werden immer wieder kleine Verletzungen am Zahnfleischrand produziert. Mit anhaltenden Verletzungen am Zahnfleischrand (Gingivasaum) entzündet sich dieser. Gesellt sich dann zu diesem Entzündungsprozess noch eine Parodontitis, also zusätzlich ein Rückgang des den Zahn umgebenden Knochens, entsteht eine Rezession.

Expertentipp:

Vor jeder Rezessionsdeckung durch unsere spezialisierten Chirurgen wird von uns eine ausgiebige Mundhygieneinstruktion mit dem Erlernen der richtigen Putztechnik abgehalten.

Fehlbelastungen

Fehlbelastungen der Zähne treten häufig bei Funktionsstörungen der Kiefergelenke oder Fehlbissstellungen der Zähne (Kippungen, Drehungen der Zähne) auf. Auch psychische Belastungen wie z.B. Stress können zu meist nächtlich auftretenden Knirschen oder Pressen der Zähne führen.

Diese dauerhafte Überbelastung kann zu einer Minderdurchblutung des Zahnfleisches führen was in der Folge zu Zahnfleischschwund führen kann.

Lippen- oder Wangenbändchen

Lippen- oder Wangenbändchen können durch kontinuierlichen Zug am Zahnfleischrand diesen dauerhaft reizen.

Zieht man während der Untersuchung des Patienten an dem betreffenden Bändchen und es kommt im Zuge dessen zu einer anämischen Reaktion (weiße Zahnfleischpapille durch Blutleere) führt dies im Alltag zu einer permanenten Schädigung des Zahnfleischgewebes und in der Folge zu einem Zahnfleischrückgang (Rezession).

Kieferorthopädie

Speziell bei Patienten mit sehr schmalem, den Zahn umgebenden Knochen können zu forcierte Bewegungen der Zähne zu Rezessionen führen. Dabei wir ein großer Anteil der Zahnwurzel aus dem zahntragenden Knochen heraus bewegt was in der Folge dazu führen kann, dass sich ein Zahnfleischrückgang ergibt.

Gleichzeitig muss erwähnt werden, dass kieferorthopädische Maßnahmen auch den Prozess der Rezessionsdeckung positiv unterstützen können in dem Zähne wieder in den zahntragenden Knochen zurückgeführt werden.

Expertentipp:

Bei allen kieferorthopädischen Maßnahmen ist eine detaillierte Fallplanung sowie die Beachtung patientenindividueller, biologischer Gegebenheiten unumgänglich.

Dr. med. dent. Lothar Huck, Kieferorthopäde

Symptome von Zahnfleischrückgang

Die häufigsten Symptome einer Gingivarezession sind:

  • Freiliegende Zahnhälse (länger wirkende Zähne)
  • Empfindliche Zähne (Schmerz bei Hitze, Kälte, Süßem und Saurem)
  • Möglicher Verlust des fest am Zahn anliegenden Zahnfleisches
  • Möglicher Verlust von Zahnhartsubstanz im Bereich der freiliegenden Wurzeloberfläche

Diagnose von Zahnfleischrückgang

Bei der Diagnostik des Zahnfleischverlustes werden alle Risikofaktoren patientenindividuell kontrolliert, analysiert und bei Bedarf behoben oder therapiert.

Zudem wird ein aktueller Status der Zahnfleischtaschen (Parodontalstatus) erhoben um vorhandene entzündliche Prozesse zu erfassen.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Feststellung der individuellen Zahnfleischdicke (Biotyp). Patienten mit dünnem Zahnfleisch sind anfälliger für Rezession wie Patienten mit dickem Zahnfleisch.

Zudem muss vor jeder chirurgischen Therapie des Zahnfleischrückgangs das Ausmaß des Verlusts an Zahnfleisch festgestellt werden um Aussagen über die Erfolgschancen einer Therapie treffen zu können.

Mit der Beantwortung der folgenden Fragen helfen sie ihrem Zahnarzt die Ursache ihres Zahnfleischrückgangs zu eruieren:

  • Welche Putztechnik verwenden Sie?
  • Wachen sie morgens mit Verspannungen oder Kopfschmerz auf?
  • Sind ihnen Zahnfleischentzündungen oder Blutungen beim Zähneputzen aufgefallen?
  • Hatten sie eine kieferorthopädische Behandlung?

Behandlung von Zahnfleischrückgang

Unabhängig von der gewählten chirurgischen Therapie müssen im Vorfeld jeder Behandlung der Elimination des Zahnfleischrückgangs bestehende entzündliche Veränderung beseitigt werden. Zudem müssen Fehlbelastungen der Zähne therapiert werden und dem Patienten im Zuge einer Mundhygieneinstruktion die richtige Putztechnik dargestellt werden. Weiterhin sollte der Patient motiviert sein sich in ein Recallprogramm mit regelmäßigen Kontrollterminen angepasst an das individuelle Risiko für weitere Rezessionen und Entzündungen zu begeben.

Zur Behandlung von Zahnfleischrückgang (Rezessionen) stehen verschiedene, an den Umfang des Rückgangs angepasste Methoden zur Verfügung.

Exemplarisch werden hier die beiden von uns am häufigsten angewendeten Verfahren dargestellt.

Koronarer Verschiebelappen (mit oder ohne freiem Bindegewebstransplantat)

Bei dieser Technik wird das Zahnfleisch unterhalb der Rezession durch spezielle chirurgische Verfahren nach oben, in Richtung Zahnkrone, verlagert und mit Nähten fixiert. Somit kann der Anteil des entstandenen Zahnfleischrückgangs gedeckt werden.

Bei Patienten mit einem dünnen Zahnfleischtyp kann diese Technik mit einem freien Bindegewebstransplantat kombiniert werden. Dadurch kann das Zahnfleisch verdickt werden und in der Folge stabiler gegenüber neuen Rezessionen gestaltet werden.

Entnahme eines freien Bindegewebstransplantats

In der Regel entnehmen unsere auf diesem Gebiet spezialisierten Chirurgen das Bindegewebe aus dem seitlichen Gaumen. Mit Hilfe von Lupenbrillen oder Mikroskopen kann mikrochirurgisch ein Gewebeanteil direkt unterhalb der Gaumenschleimhaut entnommen werden. Durch diesen kleinen Eingriff kann ausreichend Bindegewebe gewonnen werden. Die Wunden heilen in der Folge überwiegend reizlos und schmerzfrei ab.

Der Eingriff kann in lokaler Anästhesie, Sedierung oder Vollnarkose erfolgen.

Tunneltechnik zur Deckung eines Zahnfleischrückgangs

Bei dieser Technik wird komplett auf entlastende Schnitte innerhalb des Zahnfleisches verzichtet. Somit kann man komplett narbenfreie Ergebnisse erzielen. Mit dieser Technik können auch problemlos mehrere nebeneinander liegende Rezessionen behandelt werden.

Vereinfacht gesagt wird bei dieser Technik ein „Beutel“ in die Tiefe des Zahnfleisches, ausgehend von der Stelle des Zahnfleischrückgangs, präpariert. Dabei bleiben die zwischen den einzelnen Zähnen liegenden Zahnfleischpapillen bestehen. Liegen mehrere Rezessionen nebeneinander können die präparierten „Beutel“ unterirdisch in Form eines Tunnels verbunden werden. In den somit entstandenen Raum kann nun das, wie oben beschrieben, entnommene freie Bindegewebstransplantat eingebracht werden. Anschließend wird das Zahnfleisch auf der neuen, die Rezession bedeckenden Höhe mit feinen Nähten fixiert.

Der Eingriff kann in lokaler Anästhesie, Sedierung oder Vollnarkose erfolgen.

Allen chirurgischen Behandlungen des Zahnfleischrückgangs gemein ist, dass im Verlauf eine optimale Wundpflege mit regelmäßigen Kontrollen beim behandelnden Chirurgen stattfinden muss. Zudem muss eine gewisse Zeit auf putzen im Bereich der Wunden verzichtet werden. Es sollten im Wundgebiet keine Reize durch Speisen oder Zugbewegungen entstehen. Des Weiteren ist die betroffene Stelle in Absprache mit einem unserer spezialisierten Ärzte zuerst mit einer weichen Zahnbürste zu reinigen bis eine komplette Wundheilung stattgefunden hat.

Expertentipp:

Die Mitarbeit des Patienten nach chirurgischen Eingriffen zur Behandlung von Zahnfleischrückgang, einer sogenannten Rezessionsdeckung, ist entscheidend für den Erfolg der Therapie.

Häufig gestellte Fragen

Leider kann nicht jede Art des Zahnfleischrückgang komplett beseitig werden. Wichtig ist eine frühzeitige Behandlung in einem noch nicht zu fortgeschrittenem Stadium. In einem ausführlichen Beratungsgespräch zeigen wir ihnen gerne auf welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen und welche Erfolgsaussichten in ihrem individuellen Fall vorhanden sind.

Bei Einhaltung der von uns mit ihnen individuell ausgearbeiteten Kontrollphasen, optimaler Putztechnik und Beseitigung aller weiteren Störfaktoren können wir mit den uns zu Verfügung stehenden Methoden langzeitstabile Ergebnisse erzielen.

Unser Zahnfleisch muss sich jedoch immer wieder neuen Gegebenheiten anpassen und somit können im Verlauf Rezidive möglich sein. Diese können bei frühzeitiger Diagnostik in den meisten Fällen gut therapiert werden.

Auf Grund unserer mikrochirurgischen Techniken können wir eine sehr schmerzarme Wundheilungsphase erzielen. Hierbei spielt die große Erfahrung unserer Chirurgen eine entscheidende Rolle. Natürlich begleiten wir die Wundheilungsphase bei Bedarf mit Schmerzmitteln um ihnen diesen Prozess so angenehm wie möglich zu gestalten.

Quellen

  1. Gingival Recession – Causes and Management. Prim Dent J. 2020 Jan 29;8(4):40-47. doi: 10.1308/205016820828463843.Baker P^

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist nur über eine direkte Kontaktaufnahme möglich.

Mehr Informationen finden Sie in unseren Hinweisen zu Gesundheitsthemen.